Donnerstag, 31. Oktober 2013

Tweety im Neuland

Dem Blogschreiben wird ja oft eine therapeutische Wirkung nachgesagt, die auch ich nicht ganz abstreiten möchte. Früher hat man in sein Tagebuch geschrieben, wo die Worte buchstäblich eingesperrt wurden, heute lässt man seinen Gedanken in jeglicher Hinsicht freien Lauf, erhält ein Feedback und manchen neuen Gedankenanstoß.
Allerdings bin ich noch auf eine weitere heilsame Wirkung gestoßen - man kann mit Fug und Recht behaupten, dass ein Blog auch der körperlichen Gesundheit förderlich ist.
Die Ärzte sind sich einig, ich habe einen ziemlich niedrigen Blutdruck, dürfte also, wenn es ausschließlich danach ginge, jeden Tag mit einem Glas Sekt im Bett beginnen. Leider hat mein Mann oft bereits das Haus verlassen, bevor mein Wecker mich überhaupt erst aus den Träumen reißt. Dann muss ich meinen Kreislauf auf andere Arten in Schwung bringen. Und heute (ja, ich komme endlich zum Punkt) hat das mein Blog erledigt.
Ich hatte mich ja bereits gefragt, wie ich wohl darauf aufmerksam gemacht werde, dass einer von euch bei mir einen Kommentar hinterlassen hat. Dann hatte ich die Erleuchtung mit meiner gmail-Adresse - ähem, manches dauert eben bei mir - und ich wollte mir eine Umleitung zu meinem normalen Mailkonto einrichten. Statt mir einen Bestätigungscode an meine T-Online-Adresse zu senden, behauptete das Programm aber plötzlich, es hätte seltsame Bewegungen auf meinem Konto festgestellt, und dieses sicherheitshalber umgehend gesperrt. Und schwupps, war ich ausgeloggt.
Ich durfte mir dann einen Link per SMS schicken lassen, durch den sich mein Konto dann kurzfristig wieder freischalten ließe - allerdings ging die SMS an das Handy meines Sohnes. Nachdem dieser wieder zuhause war, habe ich also den geheimnisvollen Code eingegeben und war auch wieder angemeldet. Immerhin, erster Teilerfolg...
Dafür war jetzt mein Blog verschwunden ("Dieser Blog wurde gelöscht, die Adresse "blockvogel...." ist nicht verfügbar"). Aha.
Wer...? war? das? ??
Nach mehreren schweißtreibenden Minuten und zahlreichem Hin und Her auf den für mich noch recht unübersichtlichen Seiten tauchte meine Seite glücklicherweise so unvermittelt wieder auf, wie sie zuvor verschwunden war.
Liegt es an Halloween, dass sich Google diesen Spuk erlaubt, oder dürfen jetzt die Amis immer VOR mir in meinen Blog gucken?
Ich hoffe, dass war eine Ausnahme, auch wenn die Aufregung meinem Kreislauf bestimmt enorm gut getan hat!

Mittwoch, 30. Oktober 2013

Wer nichts wird, wird Schuldirektorin


Sehr geehrte Frau S.,

es liegt mir fern, Ihre Kompetenzen als Direktorin unserer Grundschule im Grundsätzlichen anzuzweifeln, obschon Ihr Verhalten in der Vergangenheit mehrfach Anlass zum Zweifel an Ihrer Befähigung für diese Aufgabe gab.

Ich erinnere mich an die – zugegeben schon einige Jahre zurückliegende – Einschulungsfeier unseres Sohnes, bei der Sie die Namen zahlreicher Kinder nicht beherrschten, und ein Kind sogar direkt ansprachen, ob es wirklich so hieße. Sie haben ja recht, es klingt in der Tat lustig, wenn Vor- und Nachname sich reimen, aber hätten Sie da nicht vorher heimlich drüber lachen können? Dann hätte auch niemand gemerkt, dass Sie die Namen Ihrer vielen neuen Schützlinge an diesem Vormittag offenbar zum ersten Mal lasen!

Schwamm drüber, Frau S., es war vermutlich einfach nicht Ihr Tag. Und die Kinder heißen heute eben nicht mehr Anja, Michael und Ute. Außerdem haben Sie ja noch jede Menge anderer wichtiger Aufgaben. Ähm, welche doch gleich?

Also Wikipedia erklärt:

„Die wichtigste Forderung an die Schulleitung ist, sich über das vertretene Konzept von Schule und Unterricht, Bildung und Erziehung klar zu sein.“

Ehrlich gesagt bin ich mir da seit ein paar Tagen nicht mehr so sicher, WIE klar Ihnen überhaupt irgend etwas ist.

Meine Tochter hat mir von dem unerfreulichen Vorfall an der Schule erzählt, bei dem wieder einmal die Schülertoiletten extrem verschmutzt und beschädigt wurden. Und davon, dass Sie, liebe Frau S., in Ihrem Unterricht mit der Klasse über den Vorfall gesprochen haben. An sich ist dagegen nichts einzuwenden, auch Ihre Wut auf eine solche Tat kann ich nachvollziehen. Kein schönes Aushängeschild für eine Grundschule! Aber ich bitte Sie, sich zukünftig im Vorfeld genauer zu überlegen, was Sie den Schülern sagen, auf welche Art Sie unseren Kindern etwas verdeutlichen bzw. mit auf den Weg geben möchten. Ich erlaube mir, Sie an dieser Stelle zu zitieren: „Kinder, die so bescheuerte Ideen haben, haben an unserer Schule nichts zu suchen. Die gehören auf eine Förderschule.“

Ich kann mir wirklich in keinster Weise erklären, wie eine Person in Ihrer Position zu einer derart fehlinterpretierten Vorstellung von „Förderschule“ gelangt. Wie kann man sich selbst nur ein derartiges Armutszeugnis ausstellen! Ich bin zutiefst erschüttert über die heuchlerisch vorgespielte angebliche Kooperation, die an dieser Schule mit Kindern mit erhöhtem Förderbedarf betrieben und gepriesen wird. Es kann Ihnen ja wohl schlecht entgangen sein, dass an dieser Schule seit sieben Jahren Kooperationsklassen beschult werden, deren Kinder teilweise am Regelunterricht teilnehmen. (Oder wollten Sie mit Ihrer Bemerkung etwa andeuten, dass eines DIESER Kinder diese Sauereien veranstaltet hat!?).

„An der Schulleitung liegt es, integrierend zu wirken und an der Schule ein Klima der Freiheit und Offenheit zu schaffen“, so Wikipedia weiter.

Nicht erst in Zeiten der sich allmählich anbahnenden Inklusion (die ich persönlich nicht pauschal befürworten kann, da ich kein Freund des Kaschierens von Problematiken bin) gehört es zu Ihren unbedingten Aufgaben, alle Schüler gleich zu behandeln, was auch bedeutet, dass sie jedem Kind in gleichem Maße Respekt entgegenbringen. Weshalb Sie sich zu einer Äußerung hinreißen lassen konnten, die derart unter der Gürtellinie liegt, ist mir absolut schleierhaft und ich bin ehrlich entsetzt über Ihre unüberlegten Worte, die von einer – Entschuldigung - grenzenlosen Dummheit zeugen.

Ich kann wohl nicht davon ausgehen, dass sie nachvollziehen können, warum ich so aufgebracht bin, denn dafür hätten Sie sich in den Akten mit meiner Tochter auseinandersetzen müssen. Bei dieser Gelegenheit wäre Ihnen eventuell aufgefallen, dass meine Tochter in den ersten drei Schuljahren eine Förderschulklasse an einer anderen Grundschule besucht hat, die ebenfalls mit dem Konzept der Kooperation mit den Regelklassen arbeitet.

Gestern hat meine Tochter zu mir gesagt, dass sie es sehr ungerecht findet, was Sie da gesagt haben, und dass sie mit den Toilettenbeschmutzungen nichts zu tun hat. Sie ist verwirrt und kann sich nicht erklären, wie Sie darauf kommen. Und in ihrer vorherigen Klasse hat es nie ein Kind gegeben, dass derart aus der Rolle gefallen wäre. Natürlich habe ich versucht, sie aufzufangen, ihr zu erklären, dass Sie so etwas niemals hätten sagen dürfen, dass das von Ihnen sehr unüberlegt, dumm und ungerecht war, und dass Sie offenbar nicht richtig darüber nachgedacht hätten, was Sie da von sich gegeben haben.

Ich habe keine Lust, Sie für Ihr Verhalten in Schutz zu nehmen, daher wird meine Tochter wohl zukünftig ein etwas angeknacksteres Bild von Ihnen haben. Aber ehrlich gesagt begrüße ich das sehr.

Mit freundlichen Grüßen

eine Mutter, die sich mal Luft machen musste