Donnerstag, 10. April 2014

Traumhaus

Bei einem Spaziergang am Strand habe ich es zufällig entdeckt, mein Traumhaus. Es steht ganz nah an den Klippen, die steil und bedrohlich ins Meer abfallen. Morgens könnte ich im Bett liegen bleiben und durch das Schlafzimmerfenster den Sonnenaufgang bestaunen. Und bei einem Glas Wein auf der Terrasse würde ich ich dem Feuerball dabei zusehen, wie er allabendlich im Meer versinkt.
Für mich war schnell klar: ich musste dieses Haus einfach haben, denn ich hatte mich Hals über Kopf darin verliebt. Ich konnte mir problemlos ausmalen, darin zu leben und konnte es kaum erwarten, dort einzuziehen.

Vom ersten Tag an genoss ich das Haus und seine Atmosphäre in vollen Zügen. Ich konnte mein Glück kaum fassen und glaubte, mich nicht sattsehen zu können an den berauschenden Ausblicken aus jedem einzelnen Fenster.

Doch irgendwann nutzte sich dieser faszinierende Eindruck ab, der Sonnenuntergang schaffte es nicht mehr, mich in seinen Bann zu ziehen, und so wunderschön die Aussicht um dieses Haus herum auch war, sie war mir zu vertraut und somit selbstverständlich geworden.

Ich liebte den Blick aus dem Fenster am Morgen nach wie vor, aber es gelang mir nicht, die Begeisterung des Anfangs noch einmal herbeizuzaubern, dieses unbeschreibliche totale Glücksgefühl zu empfinden, das tägliche Naturereignis gebührend zu bestaunen.

Die Sonne versank jeden Tag wieder im Meer, der Anblick hatte nichts von seiner Schönheit verloren in all den Jahren, aber für mich war er alltäglich geworden. Und auch wenn ich mal einige Tage oder Wochen auf die Betrachtung verzichtete, konnte es mich nie wieder so in seinen Bann ziehen wie in der ersten Zeit meines Lebens in diesem Haus.

Immer noch liebe ich mein Haus heiß und innig, es ist der Ort an dem ich leben will, ich möchte es auf keinen Fall wieder hergeben, auch wenn es manchmal ziemlich zieht durch die alten Fenster, die Farbe an einigen Stellen abblättert und die ersten Pfannen vom Dach rutschen.
Viele Menschen beneiden mich um mein Zuhause, und das kann ich gut verstehen - sobald es mir gelingt, mein Haus mal wieder durch ihre Augen zu sehen.

Denn oft weiß ich seine Schönheit, den Schutz und die Geborgenheit, die es mir bietet, nicht mehr recht zu schätzen, habe manchmal sogar das Bedürfnis etwas anderes zu sehen. Ich sehne mich nach Bergen, Landstraßen und Wäldern. Auch wenn ich das Meer, die Klippen, das Rauschen der Wellen, die salzige Luft und die untergehende Sonne so liebe...