Samstag, 16. Dezember 2017

und wenn ich geh, dann geht nur ein Teil von mir

Nun ist es also passiert. Ich habe es wirklich getan. Es ist amtlich. Gestern habe ich meinen Job gekündigt. Nachdem ich vorgestern meinen neuen Vertrag unterschrieben hatte.
Wie zu erwarten war, hat mein Noch-Chef sich als relativ lausiger Verlierer präsentiert. Natürlich habe ich damit gerechnet, dass es Vorhaltungen regnen würde. Selbstverständlich war mir klar, dass er mit meiner Entscheidung nicht gerechnet hat. Logischerweise war er überrumpelt und enttäuscht.
Aber wie schnell er dann umschalten konnte in den Schuldzuweisungsmodus, wie umgehend er versucht hat, mir ein schlechtes Gewissen einzureden - das hat mich dann trotz allem doch erstaunt.
Zunächst hat er es ja noch vorsichtig auf die "Was kann ich tun?"-Tour versucht. Aber ich habe ihm unmissverständlich klar gemacht, dass meine Entscheidung feststeht und ich sehr lange und sehr gründlich darüber nachgedacht habe, bevor ich sie ihm präsentierte.
Nun muss ich mir wohl die Vorhaltungen gefallen lassen, ich hätte erst bewusst sämtliche Kompetenzen und Aufgabenbereiche an mich gerissen, damit mein Abgang durch diese Alleinherrschaft so pompös wie möglich einschlägt. Was natürlich wiederum im krassen Gegensatz zu seiner zweiten Aussage steht, mein Lohn sei mehr als gerechtfertigt, wenn man bedenkt dass man mich ja erst (Achtung!) habe EINARBEITEN müssen. Es mag ja sein, dass es irgendwo auf diesem Planeten auch diese seltenen Naturtalente gibt, die sich an fremde Schreibtische setzen und sofort intuitiv drauflos arbeiten können - nun ja, ich gehöre nicht dazu. Aber nach acht Jahren war ich dann doch einigermaßen mit der Materie vertraut. Was er eigentlich ruhig zugeben dürfte, denn sonst wäre meine Kündigung für ihn ja schließlich wesentlich besser zu verkraften.
Ich bin froh, dass ich vorab nie den Versuch gewagt habe, einen Testballon zu starten, und vor dem Hintergrund einer Kündigungsoption meinerseits um verbesserte Bedingungen zu bitten. Wie ich jetzt ein weiteres Mal merke, hätte das zu nichts geführt, ihn höchstens in seiner Überzeugung bestärkt, dass ich niemals gehen werde.
Dass ich ihm so wichtig war bzw. bin, hat er mir selten bis gar nicht gezeigt, gesagt, signalisiert oder es mich auch nur zaghaft spüren lassen. Dabei hätte bei mir bereits das eine oder andere ehrliche Lob Wunder gewirkt. Aber im Gegenteil, es wurden immer nur zielsicher irgendwelche Fehler aufgespürt und thematisiert.
Während meiner jetzigen Krankheitsvertretung wurde sich an Kleinigkeiten geweidet, es starteten sogar Versuche, gewisse Abläufe zu vereinfachen, was sich bereits kurz nach meiner Rückkehr als absolutes Desaster herausstellte, jetzt einen Riesenaufwand an Mehrarbeit bedeutet und ein großes unübersichtliches Durcheinander verursacht hat. Möglicherweise hätte man das ja auch mit mir gemeinsam besprechen können, denn bestimmt bin ich Verbesserungsvorschlägen gegenüber nicht von vorn herein abgeneigt, aber das ging mal so richtig in die Hose, und wenn ich ehrlich bin, schaue ich es mir nun mit Genugtuung an.
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