Dienstag, 15. August 2017

wer bin ich nicht

Ist es illusorisch, sich ein realistisches Bild von sich selbst machen zu wollen? Sind wir wirklich dazu in der Lage, ehrlich zu beurteilen, wer/wie/was wir sind, oder ist da meistens der Wunsch der Vater des Gedanken? Trägt nicht unser Charakter bereits dazu bei, auf welche Art und Weise wir uns sehen? Und da es um uns selbst geht, wäre Objektivität ohnehin zu viel verlangt.

Ich habe festgestellt, dass meine Sichtweise auf mich offenbar keineswegs der Realität entspricht. Bisher habe ich mich für einen mitfühlenden und ehrlichen Menschen gehalten. Aber dieses Bild bedarf wohl einer Überarbeitung. Ehrlich bin ich noch nicht einmal zu mir selbst, und von Empathie bin ich so weit entfernt - diese Eigenschaft kann kaum noch mit mir in Verbindung gebracht werden.

Mir hat jemand gezeigt, wie sehr ich ihn mit meinem Verhalten verletzt habe, und ich frage mich, wie es sein kann, dass ich die Situation so falsch einschätzen und das zulassen konnte. Warum ich es unterschätzt habe, dass es ihm nicht gut geht damit, und weshalb ich nicht aufmerksamer war mit einem Menschen der mir so viel bedeutet.

Vielleicht bin ich gar nicht der Mensch, den ich in mir gesehen habe. Vielleicht bin ich in Wirklichkeit eine rücksichtslose egoistische Person, die nur an sich selbst denkt und der die Gefühle anderer total egal sind.

Zurück bleiben Hilflosigkeit und Traurigkeit, und eine Mauer aus Schweigen - immer noch die schmerzhafteste Art mir zu zeigen, wer ich bin.


1 Kommentar:

  1. Dass du eine Situation falsch eingeschätzt hast, qualifiziert dich nicht gleich zur egoistischen Person.

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