Montag, 27. Januar 2014

eine schrecklich nette Familie

Des Bloggers höchstes Gut ist vermutlich seine Anonymität. Ich zumindest bin bemüht, den Kreis der Leser, die mich auch "in echt" kennen, so klein wie möglich zu halten. Die Hemmschwelle beim Schreiben ist einfach größer, wenn man genau weiß, an wen sich die eigenen Worte richten.
Darüber hinaus gibt es natürlich eine lange Liste von Personen, denen ich meine wahre Identität nicht zumuten möchte. Der Gedanke, unseren netten Nachbarn, die Lehrerin meines Sohnes oder meinen Chef zu meinen stillen Lesern zu zählen, löst doch ein gewissen Maß an Unbehagen in mir aus.
Dennoch will ich heute nach reiflicher Überlegung mit meiner eisernen Regel brechen. Ich habe mir überlegt, dass eine absolute Anonymität doch eventuell zu viel Distanz zwischen uns schafft, und am Ende macht ihr euch ein völlig falsches Bild von mir - im wahrsten Sinne des Wortes. Nach all dem, was ich schon über mich preisgegeben habe, erscheint in euren Köpfen wahrscheinlich das Bild einer Frau mit wirrer Haarpracht, die mit ihren zwei linken Händen grenzdebil grinsend gerade wieder möchtegern-kreativ tätig ist. Das kann ich so nicht stehenlassen, deshalb erfolgt an diesem Punkt eine Richtigstellung, zumindest des optischen Bildes. Meine Tochter hat mir heute ein Familienbild geschenkt, das ich euch nicht vorenthalten möchte, weil es sich hervorragend dazu eignet, euch meine Familie einmal vorzustellen:
Linker Hand sehr ihr meinen Göttergatten. Nein, das ist keine Krawatte, sondern ein Reißverschluss. Ich war zunächst selbst erschrocken darüber, dass er sich für den Fototermin so aufgebrezelt hatte, aber das konnte dann ja aufgeklärt werden.
Direkt daneben seht ihr mich, wie stets um ein freundliches Lächeln sehr bemüht.
Mein Sohn flankiert meine andere Seite, allerdings muss ich zu seiner Verteidigung sagen, dass seine Ohren normalerweise nicht so sehr in den Wind stehen.
Die junge Dame ganz rechts im Bild, das ist meine Tochter, also quasi ein Selbstbildnis. Das Bild kann erst vor kurzem entstanden sein, denn sie hat sich soeben erst von ihren langen Haaren getrennt.
So, ich lass das dann mal einwirken und verabschiede mich in den Tag :o)

Mittwoch, 22. Januar 2014

Der Schein trügt

Wenn man die Streitkultur unserer Kinder unter die Lupe nähme, käme man nicht so leicht auf den Gedanken, dass sich in ihren Gehirnwindungen durchaus auch Spuren von Benimmfähigkeit und Höflichkeitsempfinden nachweisen lassen. Ich bin selbst immer wieder erstaunt, was da von Zeit zu Zeit an die Oberfläche treibt. Zumindest im theoretischen Teil liegt das vorhandene Potential nicht durchgehend brach, nein, es gibt sogar Beweise für ein gewisses Maß an emotionaler Intelligenz:
Vor einigen Tagen hing dieser Zettel an der Zimmertür unserer Tochter...
Die gehobene Ausdrucksweise geht übrigens nicht auf das Konto eines Erziehungsberechtigten. Sie muss das irgendwo anders aufgeschnappt haben und meint es hoffentlich nicht so, wie es sich beim Lesen anfühlt :o) Aber lieber 'ne Schippe zuviel als am falschen Ende gespart!

Wie auch immer, ich steh auf Höflichkeit und schließe mich den Worten einer Lehrerin meines Sohnes an:

Sonntag, 19. Januar 2014

früher...

Vor einigen Wochen hat sich bei meinem Sohn ein ehemaliger Mitschüler gemeldet. Die beiden waren in der Grundschule gute Freunde, haben sich aber durch den Wechsel an unterschiedliche weiterführende Schulen aus den Augen verloren. Umso erfreuter war ich, dass er sich mal wieder gemeldet hat. Die beiden verabredeten sich noch für den selben Tag. Als ich meinen Sohn am Abend abholen wollte, stellte sich heraus, dass die beiden den ganzen Nachmittag nur an der Spielkonsole gesessen hatten, die der Junge einige Tage zuvor zum Geburtstag bekommen hatte. Er brauchte also nur einen Mitspieler für sein neues 'Spielzeug'.

Beim Gehen habe ich seine Einladung dann noch mit den Worten "Du kannst auch gerne mal wieder zu uns kommen, allerdings muss man bei uns noch richtig spielen, und es kann sogar vorkommen, dass ihr mal nach draußen geht" zurückgegeben. Wir besitzen weder eine Playstation 2/3/4/5/6..., noch eine Wii oder eine XYZ-Box. Eigentlich spielen wir sowieso lieber Kniffel, Mensch-ärgere-dich-nicht, Uno oder Memory. Ja, altmodisch, und zwar gerne!

Aus diesem Grund sträubt sich in mir auch alljährlich alles gegen die anstehende Organisation der Kindergeburtstage. Ich möchte nicht mit zehn überzuckerten abgedrehten unzähmbaren Kindern ein Hallenbad stürmen, sehe keinen Sinn in einem gemeinsamen Kinobesuch, wehre mich vehement gegen museumspädagogenunterstützte Feiern und sähe die Bande sowieso am liebsten im heimischen Garten, wo sie noch vor wenigen Jahren ausgelassen kreischend und mit wachsender Begeisterung unter unseren Rasensprengern herumliefen. Wenn mich allerdings eines dieser verwöhnten, fantasie-resistenten Quengelmonster bereits mit den Worten "Gibt's auch Tüten?" begrüßt, muss ich schwer an mich halten.

Ich weiß, die Kinder können gar nichts dafür, dass man ihnen vorlebt, dass man heute nicht mehr selber feiert sondern feiern lässt, dass eigene Ideen überflüssig sind und professionelle Party-Organisatoren das alles eh viel besser drauf haben, und dass gemeinsames Spielen immer irgendein spezielles Ziel verfolgen muss, das natürlich pädagogisch möglichst wertvoll sein sollte.
In einer Zeit, in der die Kinder mit zehn Jahren bereits so übersättigt sind, weil sie alles Erdenkliche, Greifbare und finanziell Mögliche schon erlebt haben, scheint es ziemlich schwer, seinen Vorgänger zu toppen, das Erlebnis-Event "Kindergeburtstag" inhaltlich zu überbieten und zu einem Gesprächsthema zu machen, das länger anhält als jedes vorherige.

Mein Sohn war vor einigen Jahren mal zu einer Party eingeladen, bei der die Gesellschaft zunächst mit drei PKW's zu einem 25 Kilometer entfernten Indoor-Spielplatz chauffiert wurde. Nach nicht mal zwei Stunden wechselte die Gruppe in die benachbarte Bowlinghalle, um zu guter Letzt den Abend noch bei Mc. Donalds zu beschließen.
Ein anderes Mal ließ eine Mutter zwei Taxen kommen, die die Kinder zu einer Zirkusvorführung fuhren. Am Abend gab es noch für jeden die obligatorische bereits erwähnte "Tüte", deren Inhalt vorschriftsmäßig den finanziellen Wert des Geburtstagsgeschenkes um 150% überstieg.

Unsere Feiern bewegen sich im vergleichsweise mickrigen Rahmen, und zwar nicht nur, weil wir den Kredit dafür nicht bekommen :-)
Auch wenn es heute nicht mehr als zeitgemäß gilt: ich fand meine Geburtstagspartys damals immer große Klasse, und alle meine Freundinnen sind fröhlich, satt, zufrieden und bis oben hin voll mit selbstgebackenem Kuchen wieder nach Hause gegangen. Okay, niemand hat was dran verdient, und ich war auch nicht wochenlang Gesprächsthema, aber auf der nächsten Feier hatten wir wieder unseren Spaß, auch wenn Topfschlagen reloaded auf dem Programm stand...

Sonntag, 12. Januar 2014

Nullrunde

Ich muss euch wohl nicht sagen, wie es sich mit meinem ganz persönlichen Empfinden bezüglich der Schimpftirade "Du hast doch 'nen Vogel!" verhält. Selbst der Federvieh-Gattung angehörend, gibt es für mich kaum etwas Beleidigenderes, als das Vorhandensein eines eierlegenden Mitbewohners mit dem Schwinden des Verstandes gleichzusetzen.
Warum sollte jemand, der im Besitz eines Vogels ist, nicht mehr alle Tassen im Schrank haben? Weshalb wird dem Typen, der nicht mehr alle Latten am Zaun hat, der Besitz eines fliegenden Lebewesens unterstellt? Mit welcher Berechtigung darf irgendwer behaupten, dass einer meiner Verwandten bei jemandem wohnt, der nicht ganz rund läuft?
Das entbehrt jeder Logik, Grundlage und Gerechtigkeit!

In diesem Zusammenhang möchte ich allerdings nicht unerwähnt lassen, dass es Ausnahmen gibt, bei denen bereits die offizielle Bezeichnung auf ein gewisses Niveau schließen lässt. Die Geschäftsstellen von Theo Augenbraue haben ja so ein wundervolles Programm entwickelt, das seinem Namen alle Ehre macht - man könnte nämlich durchaus behaupten: Die haben doch 'ne Elster!
Als Steuerfachangestellte durchaus der Erstellung einer Einkommensteuererklärung einigermaßen mächtig, scheitere ich alljährlich an diesem Programm, genauer gesagt an seiner wunderbaren eingebauten Plausibilitätsprüfung, die man nur unter Aufbietung seines Jahresvorrates an Nerven austricksen kann. Bei jedem Formularwechsel blinkt es sofort wieder irgendwo wichtig rot auf, und der erhobene Zeigefinger des Finanzamtsvogels warnt: "Keinen Wert erfasst - ist der Wert = 0 ?" oder "Bitte überprüfen Sie Ihre Eingabe!".

Heute musste ich mich mit einer Fehlermeldung befassen, die einige nicht ausgefüllte Felder betraf, die es auf den Papier-Formularen schon gar nicht mehr gab. Nachdem ich folgsam einige Worte in die erforderlichen Lücken geschrieben hatte, bemängelte die Kontrollkommission, dass kein entsprechender Wert erfasst wurde. Was für eine Überraschung, der Wert ist ja auch nicht vorhanden, also sozusagen Null. Ich trug das dann auch stolz in das vorgesehene Feld ein, bekam aber prompt die nächste Fehlersirene: "Wenn Sie einen Text erfassen, darf der Wert nicht Null sein."
Mooooment, habe ich das richtig verstanden? Ich werde zur Eingabe eines Textes genötigt, der dann das Nennen eines Wertes erfordert, der aber nicht Null sein darf, da dann der Text nicht erforderlich wäre. Lösche ich Text und Wert, ist plötzlich wieder der Text zwingend erforderlich, dessen Wert aber Null ist, was ja nicht sein darf....
Ähöm, während sich die Katze noch genüsslich in ihren Schwanz beißt und sich mit der Elster um die Wette dreht bis zur Kotzgrenze, deaktiviere ich mal lieber die Plausibilitätsprüfung und übermittle meine Daten an die Behörde des ewigen Schlafes. Also, wenn DIE keinen Vogel haben, dann weiß ich es auch nicht...

Liebe Grüße von eurem Blockvogel, nach Diktat ins Bett gefallen... bin sozusagen doppelt verschnupft

Dienstag, 7. Januar 2014

Schnee von gestern


Während uns die Natur hier ein beinah frühlingshaftes Bild beschert, ist es der Kanzesbunzlerin offenbar gelungen, irgendwo ein paar Schneehäuflein aufzuspüren. Die Berichte über ihr kleines Missgeschick laden zweifellos dazu ein, sie mit Hohn und Spott zu überschütten, noch dazu wenn sie mit unfreiwillig komischen Passagen á la "wir gehen von niedriger Geschwindigkeit aus" gewürzt sind.
Mutmaßungen darüber, dass Langlauf für sie wohl Neuland war... Forderungen nach den Bildern ihrer Helmkamera... die Ankündigung eines Brennpunkts... als Person öffentlichen Interesses muss sie da wohl durch - und lächelt tapfer weiter.

Frau Sch. hat's da schon schwerer, und was sich momentan um ihren Mann herum abspielt, ist wirklich ziemlich geschmacklos. Wollen wir als breite Masse denn tatsächlich um jeden Preis genauestens informiert werden? Oder sollten wir nicht - gerade als 'Bewunderer' eines Prominenten - diesem seine Privatsphäre lassen, erst recht in einer lebensbedrohlichen Situation, die auch sein direktes privates Umfeld extrem belastet?
Was gibt uns das Recht, um jeden Preis Informationen einzutreiben und weiterzuverbreiten, nur weil es sich um eine berühmte Person handelt?
Ich fand es von Anfang an ziemlich befremdlich, in den Nachrichten derart genau informiert zu werden über diesen Unfall, die Art der Verletzung, seinen Zustand usw.
Als anmaßend, fehl am Platz und dreist empfinde ich aber auch die umgehend erfolgenden Spekulationen über den genauen Hergang des Sturzes und sein vorausgegangenes eventuell leichtsinniges Verhalten.

Dass ein Reporter bemüht sein muss, so schnell wie möglich an die interessantesten Neuigkeiten zu kommen, leuchtet mir ja ein. Dass er dabei auch mal unkonventionelle Wege gehen muss, um der Konkurrenz einen Schritt voraus zu sein, muss man wohl auch hinnehmen. Trotzdem finde ich, dass man einem Menschen, der lebensgefährlich verletzt im Koma liegt, etwas mehr Respekt entgegenbringen sollte (auch wenn die meisten seiner Fans wohl am liebsten eine Live-Cam auf der Intensivstation installieren würden).

Da müssen wir nicht erst warten, bis die Ehefrau sich gezwungen sieht, uns daran zu erinnern, wie unmöglich wir uns verhalten.