Mittwoch, 30. Oktober 2013

Wer nichts wird, wird Schuldirektorin


Sehr geehrte Frau S.,

es liegt mir fern, Ihre Kompetenzen als Direktorin unserer Grundschule im Grundsätzlichen anzuzweifeln, obschon Ihr Verhalten in der Vergangenheit mehrfach Anlass zum Zweifel an Ihrer Befähigung für diese Aufgabe gab.

Ich erinnere mich an die – zugegeben schon einige Jahre zurückliegende – Einschulungsfeier unseres Sohnes, bei der Sie die Namen zahlreicher Kinder nicht beherrschten, und ein Kind sogar direkt ansprachen, ob es wirklich so hieße. Sie haben ja recht, es klingt in der Tat lustig, wenn Vor- und Nachname sich reimen, aber hätten Sie da nicht vorher heimlich drüber lachen können? Dann hätte auch niemand gemerkt, dass Sie die Namen Ihrer vielen neuen Schützlinge an diesem Vormittag offenbar zum ersten Mal lasen!

Schwamm drüber, Frau S., es war vermutlich einfach nicht Ihr Tag. Und die Kinder heißen heute eben nicht mehr Anja, Michael und Ute. Außerdem haben Sie ja noch jede Menge anderer wichtiger Aufgaben. Ähm, welche doch gleich?

Also Wikipedia erklärt:

„Die wichtigste Forderung an die Schulleitung ist, sich über das vertretene Konzept von Schule und Unterricht, Bildung und Erziehung klar zu sein.“

Ehrlich gesagt bin ich mir da seit ein paar Tagen nicht mehr so sicher, WIE klar Ihnen überhaupt irgend etwas ist.

Meine Tochter hat mir von dem unerfreulichen Vorfall an der Schule erzählt, bei dem wieder einmal die Schülertoiletten extrem verschmutzt und beschädigt wurden. Und davon, dass Sie, liebe Frau S., in Ihrem Unterricht mit der Klasse über den Vorfall gesprochen haben. An sich ist dagegen nichts einzuwenden, auch Ihre Wut auf eine solche Tat kann ich nachvollziehen. Kein schönes Aushängeschild für eine Grundschule! Aber ich bitte Sie, sich zukünftig im Vorfeld genauer zu überlegen, was Sie den Schülern sagen, auf welche Art Sie unseren Kindern etwas verdeutlichen bzw. mit auf den Weg geben möchten. Ich erlaube mir, Sie an dieser Stelle zu zitieren: „Kinder, die so bescheuerte Ideen haben, haben an unserer Schule nichts zu suchen. Die gehören auf eine Förderschule.“

Ich kann mir wirklich in keinster Weise erklären, wie eine Person in Ihrer Position zu einer derart fehlinterpretierten Vorstellung von „Förderschule“ gelangt. Wie kann man sich selbst nur ein derartiges Armutszeugnis ausstellen! Ich bin zutiefst erschüttert über die heuchlerisch vorgespielte angebliche Kooperation, die an dieser Schule mit Kindern mit erhöhtem Förderbedarf betrieben und gepriesen wird. Es kann Ihnen ja wohl schlecht entgangen sein, dass an dieser Schule seit sieben Jahren Kooperationsklassen beschult werden, deren Kinder teilweise am Regelunterricht teilnehmen. (Oder wollten Sie mit Ihrer Bemerkung etwa andeuten, dass eines DIESER Kinder diese Sauereien veranstaltet hat!?).

„An der Schulleitung liegt es, integrierend zu wirken und an der Schule ein Klima der Freiheit und Offenheit zu schaffen“, so Wikipedia weiter.

Nicht erst in Zeiten der sich allmählich anbahnenden Inklusion (die ich persönlich nicht pauschal befürworten kann, da ich kein Freund des Kaschierens von Problematiken bin) gehört es zu Ihren unbedingten Aufgaben, alle Schüler gleich zu behandeln, was auch bedeutet, dass sie jedem Kind in gleichem Maße Respekt entgegenbringen. Weshalb Sie sich zu einer Äußerung hinreißen lassen konnten, die derart unter der Gürtellinie liegt, ist mir absolut schleierhaft und ich bin ehrlich entsetzt über Ihre unüberlegten Worte, die von einer – Entschuldigung - grenzenlosen Dummheit zeugen.

Ich kann wohl nicht davon ausgehen, dass sie nachvollziehen können, warum ich so aufgebracht bin, denn dafür hätten Sie sich in den Akten mit meiner Tochter auseinandersetzen müssen. Bei dieser Gelegenheit wäre Ihnen eventuell aufgefallen, dass meine Tochter in den ersten drei Schuljahren eine Förderschulklasse an einer anderen Grundschule besucht hat, die ebenfalls mit dem Konzept der Kooperation mit den Regelklassen arbeitet.

Gestern hat meine Tochter zu mir gesagt, dass sie es sehr ungerecht findet, was Sie da gesagt haben, und dass sie mit den Toilettenbeschmutzungen nichts zu tun hat. Sie ist verwirrt und kann sich nicht erklären, wie Sie darauf kommen. Und in ihrer vorherigen Klasse hat es nie ein Kind gegeben, dass derart aus der Rolle gefallen wäre. Natürlich habe ich versucht, sie aufzufangen, ihr zu erklären, dass Sie so etwas niemals hätten sagen dürfen, dass das von Ihnen sehr unüberlegt, dumm und ungerecht war, und dass Sie offenbar nicht richtig darüber nachgedacht hätten, was Sie da von sich gegeben haben.

Ich habe keine Lust, Sie für Ihr Verhalten in Schutz zu nehmen, daher wird meine Tochter wohl zukünftig ein etwas angeknacksteres Bild von Ihnen haben. Aber ehrlich gesagt begrüße ich das sehr.

Mit freundlichen Grüßen

eine Mutter, die sich mal Luft machen musste

5 Kommentare:

  1. Sehr gerne schließe ich mich der Sturmtänzerin an, Tweety (so werde ich Dich einfach mal ganz frech nennen). Ich hab nämlich so meine Probleme damit, eine Frau mit einem männlichen Pseudo anzusprechen ;-)
    Ich freue mich, daß Du "Kleinbloggershausen" mit Deiner Anwesenheit bereicherst.
    Zu Deinem Post:
    Holle, die Waldfee... Das nenne ich mal messerscharf formulierten, geballten Ärger! Respekt!
    Liebe Grüße von Felina, die sich über die "nordisch by nature" Verstärkung freut

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    1. okay, damit ist mein neuer Nick wohl gleich im Keim erstickt ;-) Ist "Vogel" denn männlich...hm... vielleicht hätte ich dann Vögelin nehmen sollen. Egal, ich werde ja offenbar sowieso überall sofort erkannt.
      Tweetyge Grüße

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  2. Herzlich willkommen, diesen Eintrag hab auch ich kommentiert ;.) also bin ich ein Flüchtling, der Aufnahme in Kleinbloggershausen gefunden hat.
    LG Sadie

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    1. so so, hier treibt ihr euch also alle herum, heimlich, still und leise abgeseilt aus Chaos-Town... hätte ich mir ja denken können :-)

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  3. Danke liebe Sturmtänzerin, hab ja nur mit deiner Hilfe den Weg hierher gefunden und muss mich erst mal durchwuseln. Nur durch Zufall hab ich eure Kommentare gefunden - bin ja verwöhnt, per Mail darauf hingewiesen zu werden... :o)

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