Vor
einigen Jahren habe ich beim Chatten meinen Freund Ben kennengelernt.
Er hatte ein kleines Geschäft, nur etwa 15 km von hier, wo wir uns
öfter trafen um zu quatschen - „auf einen Kaffee“, wie er immer
so schön sagte. Da er seinen Laden immer erst nachmittags für die
Kundschaft öffnete, konnten wir die Vormittage ungestört
verbringen, zusammen frühstücken, spazierengehen, unsere Männer-
bzw. Frauenprobleme durchleuchten und hemmungslos herumblödeln,
während eine Kanne Kaffee nach der anderen durch die Maschine
röchelte. Mit Ben gab es immer was zu lachen, er hatte eine nie
versiegende Quelle von Geschichten auf Lager, die er stets mit vollem
Körpereinsatz zum besten gab. Da wir nicht nur unseren Hang zu
komplizierten Beziehungen sondern auch unseren Humor teilten,
verflogen diese Stunden stets rasend schnell, aber ich ging jedes Mal
mit dem Gefühl nach Hause, meine rar bemessene kostbare freie Zeit
ausgezeichnet investiert zu haben.
Irgendwann
kam, was absehbar gewesen war, und Ben verliebte sich über beide
Ohren – in Lena. Lena wohnte ein gutes Stück entfernt, sodass er
sie nur an den Wochenenden sehen konnte. Da er aber inzwischen zwei
Nebenjobs angenommen hatte, die er an den Vormittagen ausübte, und
ich dafür an den Nachmittagen von meinen Kindern in Beschlag
genommen wurde, hatten wir immer seltener Gelegenheit, uns zu
treffen. Einmal lud er mich abends zu sich nach Hause ein und kochte
für uns. Dieser Abend ist mir in besonders schöner Erinnerung –
es sollte unser letzter gemeinsamer Abend sein.
Ich
habe noch versucht, den Kontakt per Mail aufrecht zu erhalten, aber
Ben hat sich nicht mehr wieder bei mir gemeldet. Ich hatte die
Befürchtung, seine Freundin könne eventuell auf mich eifersüchtig
sein, und ich wollte auf keinen Fall seine neue Beziehung gefährden,
also habe ich mich zurückgezogen, auch wenn es mir schwer gefallen
ist. Ich war wohl auch ein wenig gekränkt, weil ich einfach so
kommentarlos entsorgt worden war – ausgedient und abgelegt. Aber
ich habe Ben sein Glück viel zu sehr gegönnt, um ernsthaft böse zu
sein, und ich habe lange Zeit einfach geglaubt, er würde sich schon
wieder bei mir melden, früher oder später. Er hat es nicht getan.
Nie wieder. Denn Ben ist nur wenige Wochen nach unserem letzten
Treffen gestorben. Ganz plötzlich und überraschend mit nur 39
Jahren.
Da
ich aus seinem Freundes- und Familienkreis niemanden kannte, habe ich
davon rein zufällig erfahren, und erst sehr viel später. Ich war
zutiefst geschockt, es hat mir, wie man so schön sagt, den Boden
unter den Füßen weggerissen. Und ich habe mir schwere Vorwürfe
gemacht, weil ich Ben einfach so aufgegeben hatte, weil ich unserer
Freundschaft nicht genug zugetraut hatte, weil ich mir hatte
vorstellen können, dass er mich einfach so fallenlässt.
Dann
hatte ich eines Nachts einen Traum. Ich gehöre nicht zu den
Menschen, die an Übersinnliches glauben, an Zeichen aus dem Jenseits
oder an ein Leben nach dem Tod. Aber dieser Traum war sehr real und
er hat mir zumindest Trost gegeben. In meinem Traum lag ich im Bett
und schlief, als am Fußende des Bettes plötzlich Ben auftauchte und
an meiner Decke zog. Ich konnte die Decke erwischen und zog sie
wieder zu mir hoch, aber er zupfte und zerrte erneut daran. Das ging
ein paar Mal hin und her, bis ich in Gelächter ausbrach. Ich wachte
auf von meinem eigenen Lachen, und ich dachte: Er will nicht, dass du
traurig bist.
Und
als ich mir selbst verziehen hatte, entstand ein Platz für meine
Trauer. Plötzlich tauchten vor meinem inneren Auge all die schönen
Bilder und Erinnerungen wieder auf, die Ben zu dem machten, was er
für mich war: ein großartiger Freund.
'Einer
von zweien'... musste viel zu früh gehen.
Ich
wüsste gerne, woran du dich erinnerst.
Danke
für deine wunderbare Freundschaft.
Da kann ich der Sturmtäzerin nur zustimmen, liebe Tweety (ich freu mich übrigens bannich, daß Du diesen Namen "angenommen" hast). Ob es tatsächlich Dein Freund war, oder ob Dein Unterbewusstsein auf diese Art mit Dir kommuniziert hat ist dabei nicht so wichtig, wichtig ist nur, daß Du Dir Raum geschaffen hast für schöne Erinnerungen und die Möglichkeit, Dir selber zu verzeihen, was nicht Dein Fehler war.
AntwortenLöschenLiebe Grüße von Felina, die die Schriftart Deines Blogs zwar sehr schön, aber leider auch (zumindest auf dem IPad) schwer lesbar findet ;-(
Nanu? Nach Veröffentlichung meines Kommis hat sich die Schrift wieder verändert... Ich glaub, ich hab auch Miniaturagenten in meinem Pad... Ständig dreht sich das Display, sobald ich eine App öffne, oder die Schrift verändert sich einfach mal so...
LöschenLiebe Grüße von Felina, die schon langsam Paranoia kriegt... Hat das womöglich mit "dem dunklen Mann" zu tun?
solange kein Rauch aus dem Text kommt....
Löschenmeinst du die Schriftart oder die Farbe?
nö, hab mich auch schon gewundert. hat der keinen blog oder bin ich wieder zu blöd den aufzurufen? :-(
AntwortenLöschenWickie für Arme... ;-P
AntwortenLöschenIch kann euch nicht leiden sehen:
AntwortenLöschenhttp://rickyelvikingodark.blogspot.com
toll geschrieben meine liebe
AntwortenLöschendanke dir, honey ;-)
LöschenEin sehr anrührender Text.Ich habe auch mehrere Freundschaften, in denen es so ähnlich wie bei dir und Ben passieren könnte, dass der oder die andere höchstens aus der Zeitung erführe, wenn es zu einem Todesfall käme, weil unsere Partner die Partner der jeweils anderen nicht kennen. Oder nur den Vornamen. Keine schöne Vorstellung.
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