Samstag, 9. November 2013

erschwerte Bedingungen


Vor einigen Monaten haben wir uns auf die Suche nach einem neuen Lieblingsrestaurant begeben. Die Gaststätte um die Ecke – bisher „unser“ Grieche getauft – hatte nach mehrmaligem Besitzerwechsel, stetigen Preiserhöhungen und sich entgegengesetzt dazu entwickelnder Speisenqualität einen extremen Abwärtsknick in unserer persönlichen Sympathiekurve zu verzeichnen. Also probierten wir ein Restaurant im Nachbarort aus, frisch renoviert, gemütlich eingerichtet, tolle Speisekarte, freundliches Personal, und dieser Wein....

Wir hatten gerade unsere Nasen in die Speisekarten gesteckt, als erneut eine Bedienung an unseren Tisch trat, um uns über zusätzliche Gerichte zu informieren. Sie leierte diese aktuellen Spezialitäten mit monotoner Stimme in halsbrecherischer Geschwindigkeit und mit einem zweifellos sehr sexy aber trotzdem leider recht schwer verständlichen Akzent herunter, und uns blieb nur, uns so gut es ging das Grinsen zu verkneifen. Am Ende haben wir uns höflich für ihren kleinen Vortrag bedankt und unsere Gerichte aus der Karte gewählt.

Es dauerte nicht lange, da tauchte die Kellnerin erneut auf, und zwar am Nachbartisch, wo sich das Prozedere wiederholte. Halbgriechisch anmutender Singsang von unverständlichem Kauderwelsch gespickt mit einigen Nahrungsbegriffen, die man irgendwo so ähnlich schon mal gehört hatte. ….gebrrrratene Rrrrinderrrfilet.....Pfifferlieeengäh..... Pohmäss...

Wir grinsten. Die Gäste am Nebentisch rissen sich zusammen. Die Frau redete, guckte in die Runde und vollendete ihren Monolog ohne mit der Wimper zu zucken, bevor sie unverrichteter Dinge wieder abzog, ratlose Blicke zurücklassend...

Am vergangenen Wochenende haben wir erneut dieses Lokal gewählt – never change a winning team.... or a good restaurant :o)

Nach der Entgegennahme der Speisekarten gerieten wir in eine Zeitschleife, man könnte es auch als déjà-vu-Erlebnis deklarieren. Meine Augen hatten sich soeben am ersten Gericht festgesogen, ich schwelgte bereits in Erinnerungen an Schafskäsesoßen, Rucolasalate und Ouzo, als mich eine altvertraute Stimme aus meinen Tagträumen riss: Hoite wir haben eine Spesialitääte von de Sweinefileee mit Krokette, Bratkartoffel oder Pommäss...

Als bekennender Freund des gepflegten running gag muss ich zugeben, dass mich dieser Auftritt eiskalt erwischt hat. Mein einziger alles beherrschender Gedanke war: Du.darfst.jetzt.auf.gar.keinen.Fall.lachen.!!

Zudem war ich mir der Tatsache bewusst, dass mein Sohn neben mir mindestens ebenso gegen ein unkontrolliertes Losprusten anzukämpfen hatte. Ich durfte ihn unter keinen Umständen ansehen.

Die Ansprache schien kein Ende zu nehmen, ich nahm ab und zu mal vage das Wort „Pfifferlinge“ wahr – vielleicht sagte sie aber auch: Jetzt reißt euch doch mal zusammen, albernes Pack!

So unvermittelt wie sie aufgetaucht war, verschwand sie aber schließlich auch wieder. Schüttelt ruhig vor Unverständnis eure Köpfe, schimpft uns albern oder – wie mein Mann – unmöglich. Mein Sohn und ich haben Tränen gelacht, und fast unter'm Tisch gelegen.

Eigentlich sehr schade, man kann dort sehr sehr gut essen, aber diese Show werde ich wohl kein weiteres Mal überleben... beinah ein Grund, nicht wieder hinzugehen.

3 Kommentare:

  1. Du kannst es mir glauben, liebe Tweety, daß ich solche Situationen ganz genau so kenne... Mein Liebster ist beim Versuch, sich das Lachen zu verkneifen absolut keine Hilfe... Im Gegenteil. Wir geben solchen Leuten dann auch noch die passenden Spitznamen, was im Zweifel sehr peinlich werden kann... Meine Nagelkosmetikerin ist eine ganz entzückende Vietnamesin, die zwar jedes R sehr deutlich ausspricht, aber aus jedem ST ein TT macht. Dementsprechend, und weil ich ihren richtigen Namen weder merken noch aussprechen kann, nenne ich sie im Stillen immer Frau Hattu... (Ihre erste Frage lautet immer: Hattu heud Termin?)... Blöd war nur, daß ich sie neulich versehentlich tatsächlich auch so angesprochen habe...
    Liebe Grüße von Felina, die immer noch lieber über etwas lacht, als sich über etwas ärgert

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    1. da hattu dir aber was geleistet :o)
      ich liebe Spitznamen... der Postbote an meiner früheren Arbeitsstelle hieß bei uns im Stillen immer Herr Einmal (wenn er meiner Kollegin allmorgendlich die Post übergab, dann grundsätzlich mit den Worten: "So, einmal, Frau Stolle!"
      Aus Verlegenheit redet man sich eben den meisten Schwachsinn zusammen - aber das ist wieder ein anderes Thema;-D

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  2. vielleicht wollte er eure Entscheidung in den höchsten Tönen loben, und der Himmel hing ja auch voller Geigen. Aber dann seid ihr eben doch mit Pauken und Trompeten baden gegangen... genug gekalauert... ich musste beim Lesen schon laut mitlachen :-D

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