Freitag, 1. November 2013

gibt es ein Leben nach dem Beruf?

Wir haben den besten Postboten der Welt! Als unsere Kinder noch klein waren, hatten wir das Tor zu unserem Grundstück so oft es ging geschlossen und mit einem alten Riemen zusammengebunden. Solange wir nicht gerade mit dem Auto durch mussten, sind wir drübergestiegen - was vor acht bis zehn Jahren zudem noch problemlos möglich war :o) Auch unsere Gartenpforte war fest verschnürt, um eventuellen Ausbruchsversuchen unseres Nachwuchses vorzubeugen.
Da sich unser Briefkasten aber direkt an der Hauswand befindet, musste unser Postbote Tag für Tag über unser Tor klettern, was er getan hat, ohne sich je darüber zu beklagen. Nur mal so zum Vergleich: seine Urlaubsvertretung hat unsere Briefe immer nur zwischen die Zaunlatten geklemmt, und es war egal, ob es in Strömen goss oder die nächste Orkanböe die Umschläge wahllos in der Nachbarschaft verteilte.
Irgendwann vor einigen Jahren hat es mal einen Wettbewerb gegeben, wo der beste Postbote Deutschlands gewählt werden sollte. Ich hab unseren sofort vorgeschlagen - aber er hatte wohl zu wenig Stimmen bekommen...
Trotzdem fühlen sich unsere Kinder eng mit diesem Mann verbunden, oder wohl eher mit seiner Tätigkeit. Von schlechten Nachrichten wissen sie noch nicht allzu viel, haben noch keine Bekanntschaft mit bösen Briefen machen müssen, und auch mit unliebsamen Rechnungen haben sie noch nichts am Hut. Auf sie warten lediglich Kinoeinladungen vom Knaxclub, Mc. Doof - Gutscheine oder Urlaubskarten von Oma und Opa. Und der Postbote ist die personifizierte Nachrichtenübermittlung.
Kürzlich haben wir ihn beim Einkaufen getroffen, und meine Kinder waren völlig von den Socken. So als hätte der Postbote kein Leben außerhalb seines Berufes bzw. würde sich niemals an so banalen Orten wie Netto oder Inkoop aufhalten. Früher haben sie ja auch geglaubt, dass ihre Erzieherinnen im Kindergarten wohnen. Mein Sohn war schon immer ein kontaktfreudiger Mensch mit einem ausgeprägten Drang zur Kommunikation mit anderen Leuten. Mit Frau Beuke, der Putzfrau im Kindergarten, hat er sich bestens verstanden. Als ich einmal kurz vor Ladenschluss mit ihm bei real einkaufte, stand dort bereits ein Putzwagen in einem der Gänge, und er rief hocherfreut: "Guck mal, Mama, Frau Beuke ist auch hier!"
Auch diese Frau schien in seiner Fantasie ein Leben in engster Verbundenheit mit ihrem Beruf zu führen, so dass sie sich, ihr Putzwägelchen vermutlich zu Fuß hinter sich herziehend, auf den Weg gemacht hatte, um dort die Regale auszuwischen. Wunderbar.

6 Kommentare:

  1. Auch ich bin immer wieder sehr - sagen wir mal - verstört, die Fitnesstrainer aus meinem Umfeld gelegentlich in Zivilkleidung sehen zu dürfen. Unerklärliche Phänomene.

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    1. in meiner vollkommen vorurteilsfreien Vorstellung eines Fitnesstrainers - fernab jeglicher Klischees - existiert Zivilkleidung ebenso wenig wie Süßigkeiten, Pommes oder Alkohol. Ich kann mir das nur so erklären, da jemand Undercover unterwegs war

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  2. bin ich das jetzt gewesen? au weia, falls ja, dann bitte ich vielmals um Entschuldigung!! Ich wollte ganz bestimmt keinen Kommentar löschen und hab auch gar nichts gemacht :-(

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  3. @ Sturmtaenzerin: Unsere Katzen dürfen ins Bett. Wozu also das Möbelhaus?

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  4. Ein bisschen schade wär's ja schon um dich... Katze kannst du doch auch noch im nächsten Leben werden

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